Blog #7: Eine Vision für den Frieden im Heiligen Land – 15.09.16

Rab NagenRabbi Yakov Nagen hat eine Vision für Frieden im Heiligen Land. Er ist orthodoxer Rabbi, Lehrer an einer Yeshiva, Siedler, und ein Mann mit einem ehrlichen, liebenden und reinen Herzen. Von außen gesehen mögen dem Leser manche dieser Qualitäten widersprüchlich erscheinen, aber das ist die Natur des Lebens hier in Israel und Palästina. Rabbi Nagen ist zudem engagiertes und überzeugtes Mitglied der Abrahamic Reunion, der seinen religiösen Hintergrund dazu nutzt, eine Friedensvision hier zu entwickeln. Er kennt die Realität der zwei Kulturen hier an, aber er nutzt die gemeinsamen Räume zwischen Arabern und Juden, um seiner Vision Gestalt zu geben.

Reb Nagen sieht einen Staatenbund, ähnlich der Europäischen Union, in dem beide Staaten ihre Autonomie, Individualität und Kernidentität behalten und sich dennoch zusammenschließen, wenn dies für das Wohl beider Seiten hilfreich ist. Stell Dir zwei Kreise nebeneinander vor, die sich in der Mitte überlappen. Diese Zone in der Mitte würde gemeinsame Bereiche darstellen, die sowohl für beide eine Pufferzone zur Verfügung stellen, als auch Raum geben, in dem Beziehungen entstehen könnten. Was dieser Plan bietet, ist eine Gelegenheit, sich etwas Größeres vorzustellen als die beiden Staaten (oder eine Zwei-Staaten-Lösung) und gleichzeitig beiden Kulturen Respekt zu erweisen.

Was Reb Nagen vorschlägt, ist tatsächlich ein Prozess und kein Ende. In der Tat ist es ein Neuanfang, der so sehr zu fehlen scheint in diesem Mahlstrom aus konfliktgeladenen Ideen, Kulturen und Meinungen, die das Heilige Land ausmachen. Das Gebiet, auf dem es am natürlichsten wäre zu beginnen, ist gleichzeitig das Gebiet der Kontroversen: Religion.

Hadasah Froman, Ehefrau des großen Friedenspropheten Reb Menachem Froman, dessen Gegenwart hier so bitter vermisst wird, führt sein großes Vermächtnis weiter – die Weisheit der drei grossen Religionen Abrahams zu ehren und dazu zu nutzen, sich für Frieden und Hoffnung einzusetzen. Eines von Hadasah ́s Projekten ist es, israelischen Soldaten zum Beginn ihres militärischen Trainings einige Wahrheiten über den Islam und die Palästinenser nahezubringen. Sie teilt eine überaus menschliche und liebende Sichtweise, die hoffentlich die Herzen dieser jungen Männer und Frauen durchdringt und es ihnen erlaubt, im Feld mit Mitgefühl und Weisheit zu agieren. Die Liste von Projekten, in die Hadassah involviert ist, ist breit gefächtert und beinhaltet Lehrstunden für führende Persönlichkeiten aus Regierung und Militär. Zudem lehrt sie junge Studenten in Israel in Zusammenarbeit mit einigen bekannten palästinensischen muslimischen Führungspersönlichkeiten, um ein Exempel von Harmonie zu statuieren.

Es ist psychisch sehr anstrengend, zu diesem Zeitpunkt hier zu sein. Es herrscht eine tiefe Verbindungslosigkeit zwischen der inneren Sehnsucht so vieler Seelen auf allen diesen sich widersprechenden Seiten und dem, was sich im Äußeren ausdrückt und dort getan wird. Wir versuchen gleichzeitig Brücken zu bauen und Mauern einzureißen – eine schwierige Kombination.

Ich sehe so viel materiellen Fortschritt in beiden Bereichen, so viel weltlichen Erfolg, und dennoch wird innerlich die Notwendigkeit, sich mit dem Göttlichen in Beziehung zu treten, nicht kultiviert. Die Religion des mitfühlenden Herzens sehnt sich zutiefst danach, hier umarmt zu werden.

Mit Liebe und Segen aus dem Heiligen Land,

David Less