BLOG aus dem Heiligen Land #1 – 8. September 2016

Gestern hatten wir das Privileg, den »Elder Statesman« der Friedensbewegung in Israel zu besuchen. Elias Jabbour praktiziert in der 7. Generation Sulha, die traditionelle Friedens-Mediation des Mittleren Ostens. Er ist jetzt über 80 Jahre alt und war uns in den letzten 16 Jahren Freund und Berater. Elias ist christlich melkitischer Araber mit einer tiefen Liebe für die Menschheit und einem überaus klaren Blick auf die täglichen Probleme in Israel und Palästina. Er weist niemandem Schuld zu und beschuldigt niemanden, spricht nicht negativ und erlaubt persönlichem Leid nicht, seinen Blick zu trüben.

Als wir gemeinsam ein köstliches Mittagessen verzehrten, das seine wunderbare Frau Hayam zubereitet hatte, begann er über das, was in der heutigen Zeit notwenig ist, zu sprechen. Während ich dies schreibe, klingt es so banal, aber die Erfahrung, seine Worte zu hören, war sowohl zutiefst bewegend als auch eine Erinnerung an den Zweck unserer Arbeit. Er sagte das Offensichtliche auf eine Art und Weise, die bewirkte, tiefer zu gehen als der Verstand (Mind). Woran es in Israel und in der Welt fehle, sei Liebe. Unsere Arbeit schafft in erster Linie Räume, in denen die Flamme der Liebe, die in jedem menschlichen Wesen inhärent ist, wieder angezündet und mit ihrer natürlichen Kraft hervorbrechen kann. Liebe – so sagt Elias – ist stärker als die Atombombe. Sie ist die stärkste und wertvollste all unserer natürlichen Ressourcen.

Dann sprach er über die beiden fundamentalen Prinzipien eines Friedensarbeiters. Erstens darf ein Peacemaker nie ärgerlich werden. Ärger überdeckt die natürliche Weisheit und das natürliche Mitgefühl in einem menschlichen Wesen. Im Ärger verlieren wir die klare Inspiration, die der Schlüssel ist, um Frieden zu schaffen. Zweitens darf ein Peacemaker niemals aufgeben. Er teilte mit uns die Geschichte einer Fehde in einem Ort, die 30 Jahre brauchte, um beigelegt zu werden. Und sie wurde durch die Ausdauer und Beharrlichkeit eines Peacemakers beigelegt. Wir dürfen nie aufgeben.

Die Lektionen scheinen so einfach und doch: wie viele Tage leben wir, an denen uns nichts ärgert? Können wir, wie Elias, unsere Gedanken und Worte kontrollieren, um Negativität zu beseitigen inmitten einer Situation, die voller Negativität ist? Können wir wirklich nicht aufgeben sondern vorwärts gehen durch den Schlamm aus Zweifel, Angst, Erschöpfung und Trauma um uns herum, den Urgrund inneren und äußeren Friedens finden und diesen mit unseren Mitmenschen, mit unserer Familie teilen? Das sind die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind und die wir überwinden müssen. Das ist keine leichte Disziplin. Frieden ist kostbar und kann nicht kommen ohne die Disziplin und ohne den Wunsch, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.

Heutzutage muß der Peacemaker beides sein: individuell und Teil eines größeren Ganzen. Wir brauchen einander, um die Vision eines Modell einer friedvollen Gesellschaft zu kreieren. Unsere Arbeit ist oft einsam, wenn wir dies vergessen, aber sie ist so heilsam, wenn wir Teil eines Teams von Friedensarbeitern sind. Ich bin dankbar für die Unterstützung, Liebe und Gebete, die ich zu dieser Zeit spüre von so Vielen aus der ganzen Welt. Ich bin dafür zutiefst dankbar und ich spüre, dass ich so Viele auf meiner Reise hier repräsentiere.

Shahabuddin BLOG
Mit Liebe und Segen aus dem Heiligen Land,
David Less