BLOG aus dem Heiligen Land #2 – 9. September 2016

Gestern verbrachten wir den ganzen Tag im nördlichen Teil Palästinas, wo wir uns mit zwei Koordinatoren der Abrahamic Reunion trafen. Das Gefühl in Palästina ist einerseits völlig anders als in Israel und doch so ähnlich. Als wir durch Palästina fuhren wurde ich erneut an die Schönheit dieses kraftvollen Landes und die Tiefe der Geschichte erinnert, Altes und Modernes kann im Heiligen Land gespürt werden. Mein Verstand sagt: natürlich gibt es Geschichte; aber diese in meinen Zellen und meinem Herzen zu spüren, ist eine völlig andere Erfahrung.

Ich dachte, dieses Palästina ist das Land von Goliath und den Palästinensern (den Philistern), mit schlechter »Presse«, seit David ihn ins Mark getroffen hatte. Immer und immer wieder bat mich jeder Palästinenser, mit dem ich sprach, dringlichst darum, der Welt zu sagen: »Wir sind keine Terroristen, wir sind keine Mörder. Verurteile nicht 6 Millionen Menschen aufgrund der Taten von einigen Wenigen.« Ich war auch überrascht über die Konsistenz einer anderen Botschaft, die so vielezum Ausdruck brachten: »Unser Land ist unter Besetzung und es ist erstaunlich, dass es nicht mehr Frustration gibt«.

Aus israelischer Sicht ist jeder Akt von Gewalt nicht akzeptabel. Natürlich verstehe ich auch diese Sichtweise und stimme ihr zu. So besteht die Trennung weiterhin. Wie kann dort Frieden sein, wenn das Leitbild Trennung ist? Jüdische Israelis haben nicht die Erlaubnis, nach Palästina zu gehen. Palästinenser haben große Schwierigkeiten, nach Israel einzureisen. Es ist nicht die physische Mauer, die trennt, es ist die psychische — und die ist noch stärker.

Ich lebe jetzt in einem Haus in Israel mit einer Familie, auf die ein Messer-Attentat verübt wurde, auf die geschossen wurde, deren Lebensgefühl zerstört wurde und die immer noch in der Angst lebt, dass sich dies jederzeit, an jedem Ort wiederholen könnte. Und die Realität ist, dass dies so kommen könnte. Während ich dies schreibe kann ich mir vorstellen, wie die Leser sich fragen, wer die Gewalttaten begangen hat, damit wir sie verstehen oder gar unbewusst anschuldigen können. Doch dieses Denken schafft nur noch mehr Verwirrung und Verletzungen. Die gesamte Situation ist schuld. Ein wirklicher Prozess muss in Gang kommen, nicht eine politische Scharade auf allen Seiten. Bei allem Respekt, ich bin mir nicht sicher, ob die Politiker Frieden wollen. Die Peacemaker müssen Frieden in sich selbst schaffen und dann eine Person nach der anderen. Ein Peacemaker ist mit tiefer und verwirrender Energie konfrontiert und sie oder er muss die Kunst inneren Friedens ebenso lernen wie den konzeptuellen äußeren Frieden, damit der Prozess beginnen kann. Den Spalt in der Rüstung von Konfrontation und Trennung finden. Das ist unsere Arbeit.

Shahabuddin BLOG
Mit Liebe und Segen aus dem Heiligen Land,
David Less