BLOG aus dem Heiligen Land #4 – 11. September 2016

Nach einem vierstündigen Treffen mit Eliyahu McLean, Mitgründer der AR und Direktor der Programme im Heiligen Land, Eliyahu McLeanwar ich gestern zutiefst betroffen von den Gefahren, die ein Wunsch zu helfen birgt, ohne komplexe kulturelle und religiöse Unterschiede zu verstehen. Vielleicht lernen die USA diese schwierige Lektion im Irak, in Lybien, Afghanistan und Syrien, um einige wenige zu nennen. Natürlich kann der Wunsch zu helfen sehr hilfreich und wohltätig sein, aber er muss begleitet sein von einem völlig freien Ego, nicht gebunden an eigene Interessen – mögen sie noch so nobel sein – und er muss von einem starken Verlangen und der Fähigkeit, wirklich zuzuhören, geprägt sein. Das ist der Hauptgrund, warum politische Prozesse so lange dauern und so oft so uneffektiv sind.

Was wir in der Abrahamic Reunion tun können, ist das Risiko zu verringern, dass unsere Hilfe  den gegenteiligen Effekt hervorbringt. Wie können wir es schaffen, nicht in die allumfassende Ego-Falle zu treten, und wie können wir einen Grad des Zuhörens erreichen, der für einen mitfühlenden Erfolg notwendig ist? Ich habe hier so oft gelernt, dass die Räume, die unausgesprochenen Räume in Gesprächen, häufig mehr wertvolle Informationen enthalten als das, was offen kommunizert wird. Pir Vilayat Khan sprach und schrieb über das, was durchscheint, durch das was erscheint, und das ist das seltene Talent, das hier angewendet werden muss. Viele können das Äußere hören und entsprechend der Information agieren, aber der Mystiker, der Liebende, der wahrhaft Mitfühlende kann die innere Stimme des Anderen hören. Immer und immer wieder sehen wir die Missverständnisse, die dadurch hervorgerufen werden, dass man nicht fähig ist, die wahre Botschaft zu kommunizieren oder zu hören, die hinter den Worten verborgen ist.

Können wir lernen, auf diese Art und Weise zu hören? Es scheint große Disziplin und Liebe zu erfordern. Unsere eigene Ego-Struktur hat uns beigebracht, geschützt und gepanzert zu sein. Aber um wirklich zu helfen, dürfen wir nicht unsere Bedürfnisse und Ziele mit denen des Anderen aufwiegen, sondern müssen nach dem streben, was wirklich Balance und Harmonie bringen kann. Das ist nicht allein ein mentaler Prozess, sondern eine intuitive Wahrnehmung, die nur in den eigenen Fähigkeiten zu fühlen entwickelt werden kann. Nicht blinde Sentimentalität, die so oft den Wunsch zu helfen, in einen Morast von Verwirrung umkehrt, sondern ein klares Herz, das sich durch wirkliche Meditation, Gebet und konstantes Hinterfragen unserer eigenen Motivationen und Impulse entwickelt.

Dies ist der wahre Friedensprozess und dieser erfordert eine Schulung, die nicht so leicht zugänglich ist. Es kann gelehrt, muss aber gleichzeitig eingefangen werden. Wir beginnen, eine zusätzliche Rolle für die Abrahamic Reunion zu sehen, die hinter der Notwendigkeit steht, Trennendes zu überwinden. Aufgrund unserer aneinander gekoppelten Rolle als Friedensmoderator, der Religion als Kraftquelle versteht, können wir Räume schaffen, in denen die potentiellen Friedensbringer der Zukunft sowohl lernen können zuzuhören, als auch auf eine Art und Weise zu helfen, die kein Chaos, sondern andauernde Heilung bringt.

Diese Fähigkeit, Frieden zu bringen, existierte in der menschlichen Vergangenheit, als die Nöte der Menschheit es erforderten. Mit Sicherheit müssen wir heute, da wir chaotische Lösungsversuche auf unsere umweltbedingten und sozialen Probleme sehen, diese Art von Hilfsbereitschaft lehren, die tatsächlich in der Lage ist, Frieden zu bringen.

Mit Liebe und Segen aus dem Heiligen Land,
David Less