BLOG aus dem Heiligen Land #5 – 12. September 2016
Gestern war ein muslimischer Feiertag, an dem Abraham und seines Sohnes Ishmael, der geopfert werden sollte, gedacht wurde. In unserer jüdisch-christlichen Kultur sprechen wir vom Opfer Isaak, nicht von seinem Bruder Ishmael. Wir finden dann diese fundamentale Unstimmigkeit, die vor 1500 Jahren begann. Wer hat Recht? Vielleicht sind diese Geschichten prophetische Gleichnisse von dem, was kommen sollte. Wenn wir die Geschichten symbolisch betrachten, werden heute Isaak und Ishmael geopfert. Wo ist der Engel, der im letzten Moment kommt, um die Opfer vor Gottes Prüfungen und Lehren zu retten?
Inmitten des gestrigen Festes veränderte sich die Atmosphäre plötzlich und wir erfuhren von einer weiteren Schießerei, einem weiteren Mord, der gleich in der Nähe unseres Standortes passierte, dem Haus unseres lieben Freundes Ghassan Manasra und seiner Familie. In dieser digitalen Zeit werden Ereignisse fast zur gleichen Zeit bekannt, in der sie passieren. Ghassan hatte Besuch von einigen israelisch-jüdischen Philosophen und Schülern. Sie alle sagten, dass Waffen hier schussbereit zur Verfügung stünden und Gewalt den Instrumenten der Gewalt folge.
Die Traurigkeit der Schießerei lastete wie ein Gewicht auf dem Rest des Tages, aber dann machten Abed Manasra und seine Frau Issra unwahrscheinlich beseelte Musik und wir weinten alle, dankten einander füreinander und für die unglaubliche menschliche Fähigkeit, Leid zu transformieren.
Der Engel, der von Gott kommen und das Opfer transformieren wird, wartet auf eine Einladung. Abraham lud den Engel in der Stunde seiner Not ein. Unsere Herausforderung ist, einen Weg zu finden, heute eine wirkliche Einladung zu schaffen. Wir versuchen, dies zu kreieren, indem wir unsere Konzepte von Richtig und Falsch opfern und die wirkliche Einladung des Friedens aus unseren Tränen und unserem Schmerz gestalten. Indem wir miteinander teilen und einander zuhören, ist unsere Seele, unser innerer Engel dabei, Frieden zu schaffen – einen Frieden, der aus Verständnis besteht.
Mit Liebe und Segen aus dem Heiligen Land,
David Less
