BLOG aus dem Heiligen Land #3 – 10. September 2016

Gestern verbrachten wir einige Stunden mit einem weisen Mann, einem Peacemaker, an einem Ort im Norden Israels. Wir sprachen lange über die Notwendigkeit für alle Menschen, Frieden und Sicherheit zu spüren. Dieses Gespräch half mir zu verstehen, warum Sicherheit für jüdische Israelis von so hoher Bedeutung ist. Man stelle sich nur eine 4000 Jahre alte Suche nach diesem Gefühl vor. Man stelle sich vor, wie dies in die DNA vieler Generationen überging. Wie die Notwendigkeit, ständig über die Schulter zu blicken, so sehr zu einem Teil unseres Bewusstseins wird, dass wir gar nicht mehr merken, dass wir es tun.

Die Suche nach Frieden ist kein friedvoller Prozess. Obwohl es wesentlich komfortabler und sicherer ist, in einem Haus zu leben als draußen im Freien, ist das Erbauen des Hauses mit Stress verbunden.

An diesem Ort, wo so viele Zivilisationen kamen und gingen, den so viele Propheten durchwanderten, ist das Erbauen eines Friedenshauses anstrengend. Es gibt Traditionen, die so weit in der Vergangenheit ihre Wurzeln haben, dass sich niemand an ihren Ursprung oder den Grund ihres Entstehens erinnert, und doch sind diese Traditionen prägend für die Aktionen und Reaktionen der Gegenwart. Und in der Gegenwart, in unserem Wunsch auf Frieden, vergessen wir die friedvollen Zeiten, die Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte, als Muslime und Juden als eine Familie in Frieden miteinander lebten. Gab es damals Probleme? Natürlich, es gibt immer Probleme. Diese Probleme werden zu Hindernissen beim Bau des Hauses, und die Überwindung dieser Probleme schaffen letztendlich ein wunderbares Haus des Friedens.

Ich habe manchen der Weisen hier folgende Frage gestellt: »Wenn es heute Frieden in Israel und Palästina gäbe, würden israelische Araber nach Palästina ziehen? Würden Palästinenser wirklich zurück nach Israel kommen?« Die Antwort auf beiden Fragen lautete Nein. Es würde keine großen Migrationsschübe oder Änderungen geben, überhaupt keine größeren äußerlichen Veränderungen. Mir wurde klar, dass es keine geographischen Veränderungen geben würde – warum also die Feindschaft und Angst, die heute so gegenwärtig ist? Fast jeder hier stellt sich im Geiste vor, wie Frieden wohl wäre, und doch basiert diese Vorstellung auf Traumata der Vergangenheit. Der Frieden, den Menschen sich vorstellen, ist Fantasie, eine Karikatur von Frieden. Der wahre Frieden, der kommen muss, wird voll von Problemen und Schwierigkeiten sein, aber er wird letztendlich kommen. Er muss auf Liebe basieren und dem wahren Wunsch, zu erkennen, dass wir miteinander verbunden sind. Und wir können wählen, auf eine friedvolle Weise mit Problemen verbunden zu sein – oder den Versuch starten, eine Nicht-Verbindung aufrecht zu erhalten mit wesentlich größeren und weitaus destruktiveren Problemen.

Die Schwierigkeiten hier sind nicht einzig und allein auf das Heilige Land bezogen, auch wenn jeder dies glauben möchte. Auf kulturelle Konditionierungen bezogen sind die Probleme hier universell. Mit dem Gesagten vor Augen: wenn wir hier Frieden schaffen, wird dies die Hoffnung in so vielen anderen Orten wieder aufleben lassen.

Ich weiss nicht, warum Menschen eine dunkle Seite haben, aber wir sind eingeladen, uns zu entwickeln. Nach sieben Jahrzehnten der Selbstreflektion weiß ich wirklich nicht, warum ich meine manchmal langen Momente habe, in denen ich meine Quelle, die Liebe ist, vergesse. Der Akt der Zeugung wird sogar »Liebe machen« genannt. Kann die Menschheit Liebe machen? Ich hoffe es.

Shahabuddin BLOG
Mit Liebe und Segen aus dem Heiligen Land,
David Less